Polizeistation «Kōban»

Zusammen mit den in ländlichen Gegenden befindlichen Chuzaisho sowie der mobilen Funkstreifenwagen bilden die rund 6000 Kōban das Rückgrat der Polizei in Japan. Darüber hinaus verfügt jedes Präfektur Polizei-Hauptquartier über eine Bahnpolizei- und Kommunikations-Einheit sowie Schiffe und Helikopter.

Kōban ist kleine Polizeistation, welche sich meist in der Nähe zu dicht besiedelten Gebiet befindet und in unmittelbarer Nähe zu Haltestellen oder verkehrsreichen Zentren liegt. In ländlichen und abgeschiedenen Gegenden befinden sich anstelle der Kōban sogenannte Chuzaisho. Es handelt sich hierbei um 1-Mann Polizeistationen, wobei der Polizist alleine oder sofern vorhanden dort mit seiner Familie lebt.

Ein Kōban ist in der Regel ein zweistöckiges Gebäude mit mehreren, getrennten Zimmern. Die Mannschaft besteht zwischen 1 - 10 PolizistenInnen. Aus Gründen der Sicherheit sind Polizistinnen nur sehr selten bei Kōban im Dienst. Die Besatzung passt in der Umgebung auf, erteilt Auskünfte, reagiert auf Notfälle, und kann somit schneller und effektiver eingesetzt werden als Personal von einer weiter entfernten, zentral gelegenen Polizeistation. Das Kōban-System wird oft als einer der Gründe für die niedrige Kriminalitätsrate in Japan angesehen. Ein wichtiger Faktor in der Prävention ist die örtliche- und bürgernahe Anbindung der Polizei an kleinere urbane Gebiete.

Die in den Kōban stationierten Polizisten übernehmen u.a. folgende Aufgaben:

  • Adressauskünfte und Wegbeschreibungen: Manchmal werden auch ortsunkundige Personen zu lokalen Strassen, Gebäuden usw. begleitet. Zusätzlich können die Polizisten Leute zu lokalen Hotels, Restaurant, Unternehmen etc. verweisen.

  • Fundbüro: Rapporte über verlorene Gegenstände oder Entgegennahme von aufgefundenen Dingen sowie deren Vermittlung.

  • Polizeirapporte: Primär Rapporte über Eigentumsdelikte wie beispielsweise Diebstahl bzw. Einbruchdiebstahl.

  • Notfalldienst: Bei Anrufen auf die Notfall-Telefonnummer „110“ in Fällen von Polizei, Feuer oder medizinischen Notfällen können an die Kōban Stationen weitergeleitet werden um zeitnah Hilfe zu leisten.

Der Slogan eines Polizisten welche in einem Kōban Dienst leistet, lautet: «To be come part of the local community and engage in activities that are closely related to the daily life and the safety of residents».

Deshalb sind für die meisten Einwohner einer Gemeinde diese Polizisten harte Kämpfer gegen die Kriminalität aber gleichzeitig auch freundliche Beschützer. Sie werden deshalb mit einer gewissen Achtung und Zuneigung «Omawari-san» (freundlicher Streifenpolizist) genannt. Der Begriff vermittelt das Bild von jemandem der sanft aber gleichzeitig auch stark ist, wie etwa ein grosser Bruder oder Onkel.

Tipp! Visitenkarten auf Deutsch und Japanisch können sehr nützlich sein. Beispielsweise wenn Sie bei einer Koban vorsprechen um Ihr verlorenes Gepäckstück zu melden. Auch wenn Sie sich in der richtigen Form bei offiziellen Stellen, Geschäftsleuten, Freunden und neuen Reise-Bekanntschaften vorstellen möchten, ist eine Visitenkarte in Japanisch mehr als nützlich.

Geschichte
Vom 17. bis 19. Jahrhundert war Japan durch eine Folge von Shoguns, auch als Edo-Zeit bekannt, beherrscht. Die Herrschaft der Shoguns ging während der Meji-Ära (1867 – 1912) zu Ende. Während dieser Zeit marschierte Japan in Richtung eines modernen Nationalstaates. Als Teil dieses Prozesses wurde 1874 das Tokyo Metropolitan Police Department gegründet um die öffentliche Ordnung in der Hauptstadt Tokyo zu gewährleisten. In diesem Jahr wurden «Kōbansho» (Orte an welcher Polizisten verpflichtet waren Patrouillen im Schichtdienst zu absolvieren) wie beispielsweise an grossen Strassen-Kreuzungen und anderen wichtigen Orten in Tokyo angelegt.

In der Folgezeit entstanden an diesen Kōbansho «Polizei-Wachhäuschen». Der Name Kōban leitet sich von Kōbansho ab. Im Jahr 1881 beschloss das Tokyo Metoropolitan Police Department, dass alle Kōbansho nun mit Wachhäuschen versehen werden und der Name änderte sich in «Hashutsujo» (Police Box). Damit war der Grundstein für das heutige Polizeisystem der Kōban in Japan gelegt. Dieses System verbreitete sich von Tokyo aus über andere Präfekturen. Zur damaligen Zeit waren insgesamt 330 Police-Boxes mit insgesamt 2042 Polizisten als Besatzung im Dienst. 1886 als der Staatsdienst in Japan über einen kaiserlichen Befehl gegründet wurde, wurde das System «eine Polizeistation für jeden Landkreis oder Stadt» eingeführt.

Im Jahr 1888 gab das Ministerium des Innern eine Verwaltungs-Verordnung an alle Präfekturen (ausgenommen Tokyo) heraus, dass «Chuzaisho» (kleine bewohnte 1-Mann Polizeistationen) grundsätzlich in jeder Stadt und jedem Dorf gegründet werden. Schon bevor diese Verordnung in Kraft trat, waren bereits konzentriert und dauernd Polizeikräfte in städtischen Gebieten im Einsatz. Da bisher schon jede «Police Box» mit einem Polizisten besetzt gewesen war, konnte die nun landesweite Stationierung von Polizeikräften ohne dramatische Erhöhung des Personals vorgenommen werden.

Gestützt auf die damalige Rechtsordnung, welche besagte, dass in städtischen Gebieten Kōban und in ländlichen Gebieten Chuzaisho eingerichtet werden müssen, gab es im Jahr 1897 in Japan 1‘255 Kōban und 11‘047 Chuzaisho. Anstelle des ursprünglichen 2-Schicht-Systems folgte 1970 ein 3-Schicht-System im ganzen Land. Ausgenommen davon war das Tokyo Metropolitan Police Department, welches 1972 ein 4-Schicht-System einführte mit einem durchgehenden Nachtdienst für jeden Mitarbeiter dies jede 4. Nacht. Obwohl der offizielle Name für eine Police Box in Japan «Hashutsujo» war, blieb der Umgangsname «Kōban» bei einem Grossteil der Bevölkerung stets in Gebrauch.

Im Jahr 1994 wurde der Name «Kōban» offiziell und das Wort wurde in lateinischen Buchstaben beim Eingang jeder Polizeistation angebracht.