Jeans-Mekka in Kojima
Obwohl es sich bei Kojima nur um eine kleine Stadt in der Präfektur Okayamahandelt, hat sie es geschafft seit dem frühen 20igsten Jahrhundert eine wichtige und führende Rolle in der japanischen Textilindustrie zu spielen. Die Textilproduktion in der Region Kojima blickt auf eine mehrere Jahrhunderte alte Tradition zurück. Die Region produzierte in den WWII Nachkriegsjahren Arbeitskleidung und Schuluniformen in Japan. Das erste Paar Jeans aus japanischer Produktion ging in den späten 1960er Jahren hervor.
In dieser Zeitspanne von wenigen Jahrzehnten etablierte sich Japan als einer der besten Denim -Produzenten der Welt. Entgegen der vielen ausländischen Jeans-Hersteller, welche ihre Produktion in Billig-Lohn-Länder auslagerte blieb die Produktion im Land u.a. in Kojima. Das damit verbundene Handwerk wurde verfeinert, alte traditionelle Techniken gepflegt und die Herstellung auf alten Webstühlen vorangetrieben. Dieser Aufwand wurde belohnt, zählen doch heute Jeans aus Japan zu den führenden Produkten in puncto Qualität, Handwerk, Material und erfreuen sich einer immer grösser werdenden Fangemeinde.
Viele der in Kojima produzierten Marken werden auf Vintage –Webmaschinen sogenannten Shuttle-Looms produziert. Daraus resultiert ein hochwertiger Denim, der Selvedge (Webkante). Ein gutes Paar Jeans, gewebt auf die richtige Art auf einem alten Webstuhl und auf die richtige Art verarbeitet kosten im Schnitt ¥ 20‘000. Bei der Firma Momotaro Jeans können Sie in einem Showroom welcher ein Teil der Kojima Jeans Bus –Tour ist, ein aussergewöhnliches Paar Jeans bestaunen. Die Jeans ist mit ¥ 170‘000 veranschlagt. Dafür erhalten Sie ein Kunsthandwerk welches von Hand mit natürlicher Pflanzenfarbe (indigo) in einem sehr langwierigen Prozess gefärbt wurde. Zudem wird der Denim-Stoff von Hand (!) auf einem Webstuhl gewoben. Dem Denim wird in einem aufwendigen Verfahren Kimono Seide beigesetzt. Das Resultat besticht durch eine unglaublich weiche und flexible Struktur – eben wie ein Pfirsich. Der Unternehmensname Momotaro ist deshalb von der legendären Geschichte um den Pfirsich-Jungen abgeleitet. Trotzdem ist die Jeans extrem robust. Die Knöpfe der Knopfleiste sind aus reinem Silber gefertigt und die Innenseite der Jeans ist mit Seide gefüttert. Diese Jeans verkörpert den Peak von "Made in Japan " indem historischen Techniken, Maschinen und hohe Handwerkskunst beim Färben und Nähen einfliessen.
Kojima ist ein Ort mit hoher handwerklicher Tradition. Es gibt ein grosses Netzwerk von Betrieben, welche sich aufs Nähen, Nieten, Waschen, Bügeln usw. spezialisiert haben. Selbstverständlich kommen in Kojima nebst den bereits erwähnten Shuttle-Looms noch alte, in der Qualität unübertroffene Nähmaschinen zum Einsatz. Somit ist es möglich Jeans wie in den good ol‘ days herzustellen, welche bei den Denim Maniacs aufgrund deren Authentizität z.B. durch Selvedge Webekante, Chainstich Säume usw. sehr beliebt sind.
Japans regionale Gebiete haben alle ihre eigenen Spezialitäten. Z.B. Obst und Gemüse, Lebensmittel und Gewürze für die Küche, Lederhandwerk, Töpferei, traditionelles Kunsthandwerk und so weiter. Kojima hat sich als das "Denim- Mekka" einen Namen gemacht und verkörpert dadurch das heutige regionalen Branding. Zudem hat sich auch der Tourismus weiter entwickelt und somit die Wirtschaft in der Region gestärkt. Wenn Japaner Pfirsiche als Geschenke versenden, dann sind es immer Okayama Pfirsiche. Diese gelten in Japan als die besten und wertvollsten und werden in Verbindung zum Geburtsort des Pfirsich-Jungen Momotaro gesehen. Das gleiche gilt für Jeans „Made in Kojima“ diese gelten als die Besten in Japan.
Geschichte der Textilindustrie in Kojima
Edoperiode (1603–1868) |
Durch die prosperiende Baumwoll-Kultivierung in Kojima wurzelt die textile Industrie in der Gegend. |
1880s | Zahlreiche Spinnereien werden eingerichtet. Die Produktion der Baumwolle beginnt. |
Taisho Ära (1912–26) | Die Produktion von Tabi-Socken entsteht. |
1921 | Beginn der Massenproduktion von Schuluniformen |
1958 | Maruo Clothing (heute Big John) beginnt mit dem Import und Weiterverkauf von Jeans |
1960s | Die Massenproduktion von Schuluniformen erreicht ihren Höhepunkt. Die Maruo Kleidung beginnt mit der selbständigen Produktion der eigenen Jeans. |
1967 | Kojima wird Teil der Stadt Kurashiki in einer kommunalen Fusion |
1970s | Die ersten Jeans-Marken werden in Kojima ins Leben gerufen. Der Denim, der Faden, die Knöpfe und weitere Bestandteile werden lokal produziert. Die ersten Techniken von speziellen Waschverfahren für Jeans (used look) entsteht. |
1980s | Die Produktion der stone-wash und acid-wash Jeans wird geboren |
1990s | Vintage-style Jeans gewinnen an Popularität |
2000s | Premium Jeans kommen in Mode |
Jeans Bus Tour
Während Sie in Tokio im Ameyoko-Viertel die besten Jeans der Welt „Made in Japan“ kaufen können, stammen die meisten Marken jedoch aus der fernen Präfektur Okayama.
Mehr als 100 familiengeführte, traditionelle Fabriken sind in der Region Okayama in der Jeans-Industrie tätig.
Von Tokio ist der Stadtteil Kurashiki mit der Jeans-Street in ca. 3-1/2 Stunden mit dem Shinkansen bis Okayama und dann weiter mit einem Lokalzug zu erreichen. Aufgrund der Popularität unter Jeansliebhabern weltweit hat sich eine Touristenattraktion gebildet – der „Kojima Jeans History Tour Bus“. Dieser macht bei verschiedenen Fabriken, Färbereien und mehreren Produzenten Halt. Ein Tagesticket kostet lediglich ¥ 500.
U.a. macht der Bus auf seiner Tour Halt bei einem Jeans Museum. Sie werden dort in die jahrhundert alte Handwerkstradition der Denim Herstellung entführt. Das Museum wird von dem lokal ansässigen Kojima Jeans Hersteller Betty Smith geführt. Bei der Firma Betty Smith können Sie übrigens Ihre eigene Jeans herstellen lassen. Sie haben die Möglichkeit die Farbe des Denim, Materialstärke, die Farbe des Fadens, die Knöpfe und den Schnitt selbst zu wählen. Dies alles zu einem sehr günstigen Preis von rund ¥ 20'000. Dafür erhalten Sie ein Orginal, welches Sie ein Leben lang begleiten wird.
Die Bus-Route führt auch an einem Outlet-Center vorbei, in welchem viele Jeans der lokalen Hersteller zum Verkauf angeboten werden. Die zwei coolsten Etappen der Tour sind jedoch die Haltestellen an Takashiro Senko und Rampuya - zwei der beliebtesten Indigo - Färberei Fabriken. Die Indigo Färberei ist ein in Japan traditionsreiches Verfahren in der Kimono Herstellung. Bei den Arbeitern sind die blau verfärbten Hände durch den Färbeprozess keineswegs ein Makel sondern werden mit Stolz getragen.
Sie können aber auch gemütlich zu Fuss durch die Jeans Street schlendern und sich in einer der vielen Boutiquen von dem umfangreichen Angebot bezaubern lassen.
Jeans Street
Viele lokale Shops buhlen um die Gunst des Kunden und preisen hochwertige, lokale Handwerkskunst aus dem Denim Sektor an. Kapital produziert in Kojima und glänzt durch zwei fantstische Geschäfte. Die D-Mop Gruppe ist mit den Marken Omnigod Domingo , DMG , Spellbound und Brocante vertreten. Es gibt aber auch viele kleine Leckerbissen zu finden u.a. Jeans der Marken Kamikaze Attack, TCB usw.
Um nur ein paar der hier ansässigen Unternehmen zu nennen:
Big John, Momotaro, Kurabo, Kapital, John Bull, Kuroki, Betty Smith, Showa, Japan Blue Group, Kamikaze Attack u.v.m.
Big John
Wenn Sie das Geschichtsbuch des japanischen Denim aufschlagen steht Big John auf der ersten Seite. Zu Beginn produzierte das Unternehmen in den 1940er Jahren Schuluniformen.. 1965 fertigte Big John seine erste Denim Jeans mit damals noch importierten Stoffen aus den Vereinigten Staaten. Damit war die Geburtsstunde der Denim-Industrie in Kojima eingeläutet.
Japan Blue Group
Die Japan Blue Group zu der auch Momotaro Jeans und Rampuya gehören befindet sich inmitten von Kojima. Nebst einem Verkaufsshop werden dem Besucher eine grosses Stoff-Archiv und eine Sammlung antiker Webstühle, welche heute noch in Gebrauch sind gezeigt. In einem Schopf kann der Interessierte auch die Herstellung der natural indigio Färberei beobachten.