Beim Nishikigoi (Brokatkarpfen) in der Kurzform auch Koi genannt handelt es sich um eine Zuchtform des Karpfens (Cyprinus carpio). Mit dem Wort Koi ist das japanische Wort für Karpfen allgemein gemeint.
Herkunft
Die Urform des Koi ist ein Wildkarpfen in schwarzbrauner Färbung, der „Magoi“. Im chinesischen Buch „Yogyokyo“ aus dem Jahr 533 v.Chr. sind erstmals Einzelheiten über die Koi-Zucht zu finden. Die damaligen Koi waren rot oder grau gefärbt und waren ausschliesslich Speisefische. Die eigentliche Fischzucht dürfte jedoch noch weiter zurückgehen. Es ist ein Fischzuchtbuch des chinesischen Hofbeamten Fan Li bekannt, welches zwischen 770 und 476 v.Chr. geschrieben wurde.
In Japan finden die Edelkarpfen erstmals um ca. 200 n. Chr. Erwähnung. Diese Fische wurden als Zierkarpfen am kaiserlichen Hof gehalten. Man geht heute davon aus, dass die Vorfahren der heutigen aus Japan stammenden Koi aus dem Schwarzen- Kaspischen- und Ochotskischen Meer sowie dem Aralsee stammen. Im Laufe der Zeit verschwanden die Fische in der Geschichte Japans wieder und tauchen erst im 17. Jahrhundert wieder auf, als im Norden Japans durch Reisbauern Karpfen zur Aufbesserung des täglichen Brotes in Bewässerungsteichen ausgesetzt wurden. Ab 1800 sind erste Farbvarianten des Koi zu finden. Heute gibt es ca. 200 verschiedene Zuchtvarianten. Die rot-weissen Kohaku und die rot-weiss-schwarzen Sanke bilden dabei den Grossteil und sind entsprechend beliebt bei den Züchtern.
Die Dorfregion Yamakoshi in der Präfektur Niigata gilt zwischen 1804 und 1829 als Hort der farbigen Koi. Anfang des 19. Jahrhunderts sind die ersten Farbvarianten in den Farben rot, hellgelb und weiss zu finden. Mitte des 19. Jahrhunderts ging aus einer Kreuzung zwischen einem roten und weissen Karpfen der Kohaku hervor. Aus den Koi Arten Asagi, Higoi und Bekko gegen Ende des 19. Jahrhunderts stammen viele der heute bekannten Varianten. Aber auch der europäische Spiegelkarpfen spielt in der jüngeren Geschichte der Koi eine wichtige Rolle. Durch Kreuzungen mit dem Asagi entstanden weiterer Varianten wie beispielsweise der Shusui oder Doitsu Asagi.
Nachdem erstmals 1915 an der Taisho-Ausstellung die Koi einem grösseren Publikum präsentiert wurden, traten diese ihren Siegeszug zuerst in Japan und später in alle Welt an.
Im zweiten Weltkrieg kam die Koi-Zucht vorübergehend zum Erliegen. Dies deshalb, weil durch die Kriegswirren die Bauern gezwungen waren, primär die Versorgung der Bevölkerung mittels Reisanbau zu gewährleisten. Nach dem Krieg herrschte ein Überangebot an Reis und viele Reisfelder blieben ungenutzt. Um jedoch diese Brachflächen gewinnbringend zu betreiben, wurden viele ehemaligen Reisfelder in Koi-Zucht-Teiche umfunktioniert.
Mitte des 20. Jahrhunderts gelangten vermehrt Koi nach Europa, nach USA und nach England bis diese in den 1980iger Jahren schliesslich die Gartenteiche auf der ganzen Welt eroberten. Es ist bekannt, dass einige Koi Exemplare in Japan ein Alter von über 100 Jahren aufweisen. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Koi liegt aber bei +/- 60 Jahren. Der grösste je in Japan vermessene Koi hatte eine Länge von 153 cm bei 45 kg Lebendgewicht. Koi aus Zuchten sind aber in der Regel etwa 1 m lang und erreichen ein Gewicht von bis zu 24 kg.
Symbol Koi
In Japan steht der Koi für die Attribute wie Beharrlichkeit, Mut und Ausdauer und geniesst einen hervorragenden Ruf. Am jährlich stattfindenden japanischen Knabenfest, jeweils am 5. Mai, werden Koi-Nobori gehisst. Es handelt sich dabei um kleine Windsäcke in Form von Karpfenfahnen.
Varianten
Aus den anfänglichen 3 gezüchteten Arten (Higoi, Asagi und Bekko) entstanden in der Meiji-Ära (1868 - 1912) erstmals Ki-Utsuri. In der darauffolgenden Taisho-Ära (1912 - 1926) wurde die Artenvielfalt durch den Shiro-Utsuri, Ki-Utsuri, Showa, Kohaku und Taisho- Sanke erweitert. Die Showa-Zeit brachte dann auch den Ogon, Ginrin und weiteren Kreuzungen hervor. Durch die Einkreuzung des europäischen Spiegelkarpfen wurde in puncto Schönheit und Klarheit der Farben ein wichtiger Schritt nach vorne gemacht.
Tipp! Falls Ihnen die Hawaii Hemden mit japanischen Motiven, welche im sommerlichen Japan sehr angenehm zu tragen sind, gefallen sind diese in Tokyo in Shops im Ameyoko zu finden.
Kohaku: Der weiss-rote Kohaku ist in Japan der populärste und weltweit wohl der bekannteste Koi. Die schöne Musterung weisse Grundfarbe mit roter Zeichnung kommt optisch sehr gut zur Geltung. Die Flossen sollten kein Rot aufweisen. Diese Koi gewinnen in Japan oft den Grand Champion. |
Taisho Sanke: Dieser Koi auch Taisho Sanshoku genannt wobei das Wort Taisho im Namen für die japanische Epoche steht (Taisho Zeit, 1912-1926). Während dieser Zeit ging der Sanke aus der traditionellen Züchtung hervor. Dieser Dreifärber, weisse Grundfarbe, rote und schwarze Flecken, wobei die schwarzen Flecken nicht auf dem Kopf vertreten sein sollten, sind ausserhalb Japans die begehrtesten Vertreter ihrer Art. |
Showa Sanshoku: Diese Art verfügt über eine schwarze Grundfarbe mit roter und weisser Zeichnung (Flecken). Beim traditionellen Showa dominiert die Farbe Rot und die beiden anderen Farben sollten sich ungefähr im Gleichgewicht halten. Der Weissanteil beträgt maximal 20%, dadurch wirken diese dunkel gefärbten Koi sehr kräftig und imposant. Im Kopfbereich müssen alle drei Farben vertreten sein. |
Utsurimono: Der Utsurimono kurz als Utsuri bezeichnet, weist eine schwarze Grundfarbe mit weisser (Shiro), roter (Hi) oder gelber (Ki) Zeichnung auf. Wie beim Showa ist der Schwarzanteil grossflächig und zieht sich vom Bauch her nach oben. Die Flecken sollten gleichmässig über den ganzen Körper verteilt sein. Am begehrtesten in Züchterkreisen ist der gelbschwarze Koi auch als Ki-Utsuri bekannt. |
Asagi: Beim Asagi (wörtlich hellblau) handelt es sich um eine der ältesten Zuchtformen. Seine Wurzeln gehen direkt zum Magoi, dem japanischen Wildkarpfen. Der Asagi sollte einen ausgeprägten, gleichmässig schönen blauen Rücken aufweisen. Die Schuppen sollten hellblau bis weiss umrandet sein. Im Idealfall verfügt er über einen weissen Kopf und dunkelorange/rote/scharlachrote Wangen. Diese Form ist in Japan äusserst beliebt. |
Shusui: Diese Karpfenart ist 1910 aus einer Kreuzung zwischen Asagi und dem deutschen Spiegelkarpfen entstanden. Asagi und Shusui weisen die gleichen Farben auf jedoch verfügt der Shusui über eine schuppenlose Haut. Deshalb wirken die Farben des Shusui wesentlich auffälliger. |
Koromo: Mit Koromo (Kleidung) wird diese Koi Art bezeichnet, weil es sich hierbei um eine spezielle Variante der Färbung handelt. Die roten Schuppen sollten dunkel umrandet oder eingefasst sein und bei guten Exemplaren entsteht dadurch eine Art Netzmuster. Es werden folgende Unterarten unterschieden: • Ai-goromo (Indigo-Kleidung) - schwarz schattierte rote Flecken auf weissem Grund • Sumi-goromo (Tusch-Kleidung) - schwarzer Überzug über rotem Muster, Weisser Grund • Budō-goromo (Reben-Kleidung) - schwarz schattierte und dadurch braun wirkende gelbe Flecken auf weissem Grund • Doitsu Ai-gomoro - nur die Schuppen am Rücken sind schwarz schattiert |
Goshiki: Die Goshiki Koi werden aufgrund ihrer grossen Variantenvielfalt auf Ausstellung als eigene Gruppe bewertet. Goshiki heisst übersetzt fünf Farben. Betrachtet man den Koi näher, fällt auf, dass die rote Zeichnung auf grauem Grund sich aus mehreren Farben, nämlich rot, schwarz, weiss, blau und dunkelblau zusammensetzt. |
Hikarimono: Die Begriffe Hikari (metallisch glänzend) und Mono (einfarbig) waren bei der Namensgebung dieses Koi massgebend. Bei den einfarbig weiss, gelb oder orange gefärbten Ogon handelt es sich um die wichtigsten Vertreter dieser Variante. |
Tancho: Der Tancho (roter Scheitel) besitzt einen roten (Hi) runden Fleck auf dem Kopf. Die Form des Flecks variiert von oval über herz- bis rautenförmig. Die Grundfarbe des Körpers ist weiss. Es gibt den Tancho Kohaku (roter Fleck, Körper weiss), den Tancho Sanke (roter Fleck, Körper weiss mit schwarzen Flecken) und den Tancho Showa (roter Fleck, Körper mit grösseren schwarzen Flecken). Zudem symbolisiert der Tancho Kohaku Japan sinnbildlich und ist deshalb ausserhalb Japans sehr beliebt. |
Kinginrin: Beim Kinginrin handelt es sich um eine Koi Art mit einer aussergewöhnlichen Art der Beschuppung. Der Ausdruck Kin Gin Rin bedeutet Gold Silberne Schuppen weil sich das Licht in diesen Schuppen spiegelt und dabei dieser metallische Effekt entsteht. |
Doitsu: Der Doitsu ist eine Zuchtform des Koi welche dem in Europa gezüchteten Spiegelkarpfen in der Beschuppung gleicht oder er weist gar keine Schuppen auf (Lederkarpfen). Der Name Doitsu steht in der japanischen Sprache für Deutschland/deutsch. Der Koi wird deshalb Doitsugoi (deutscher Karpfen) genannt. In praktisch jeder Zuchtform ist der Doitsu vertreten entsprechend die Namen: Doitsu Kohaku, Doitsu Sanke, Doitsu Tancho oder auch Doitsu Koromo. |